|
Bastard Operator from Hell Teil 1-5
Teil 1
Es ist ein warmer Nachmittag im Computer Raum. Weiss nicht, vielleicht sollte ich
die Lüfer wieder einschalten, aber zum Teufel, ich habe eine Erkältung und muß mich
warm halten. Ich blättere den Ausredenkalender um. Magnetische Interferenzen durch
Kreditkarten. Hmmm, vage genug um, plausibel zu sein. Das Telefon kingelt.
"Hallo, Computer Raum" sage ich.
"Hi!" sprichts am anderen Ende "ich will ein paar RAM in meinen Computer einbauen um
den Speicher zu erhöhen. Ich habe gerade einige 8 meg Chips von einem Typen in der
Stadt gekauft und wollte wissen, ob ihr die einbauen würdet."
"Also," sage ich "normalerweise würden wir das tun, aber heute sind die
Techniker alle damit beschäftigt unseren Backup-Tape-Safe aufzuschweissen um
nachzusehen, warum er so stinkt - Sie können die aber vielleicht auch selbst
einbauen."
"Wirklich? Ich dachte, das wäre gefährlich?" sagt sie.
"Neenee, kein Problem, denken sie nur daran, die Chips vorher aus diesen
bescheuerten Plastiktüten zu nehmen, bevor sie dadurch völlig kaputt sind."
"Wirklich? Wie kann denn sowas passieren?"
"Also, sie haben doch schon mal von statischem RAM gehört, richtig?"
"Ja..."
"Also, warum packen sie statisches RAM in Antistatik-Tüten? Klingt ziemlich
suspekt, wenn sie mich fragen!!! Ihre könnten bereits kaputt sein, also nehmen sie
sie besser raus."
*Dummy Mode ON, raschel knisterschnipp!*
Ein weiteres Problem gelöst vom Bastard Operator from Hell.
Es ist ein dreckiger, schmieriger, stinkender Jeder-gegen-jeden Job, aber irgend
jemand muss ihn geniessen.
Teil 2
Ich spiele gerade DOOM an der Masterconsole, als irgend so ein gedankenloser Bastard
anruft. Ich hebe ab.
"Hallo?", sage ich.
"Wer ist da?", sagen sie.
"Ich denke, ich bin's", sage ich. Wozu habe ich den Kurs 'Erfolgreiches Verhandeln
am Telefon' absolviert?
"Wer ich?"
"Wird das ein Östereicherwitz?" sage ich, während ich mit allen verfügbaren
Fingern auf den Feind ballere. ZU SPÄT. YOU GOT KILLED. GAME OVER. Meine Laune
sinkt von minus zweihundert auf den absoluten Nullpunkt.
"Was kann ich für Sie tun?" Stimme so weich wie Kaschmirwolle - (ein untrügliches
Warnzeichen!)
"Ähm, Ich hätte gerne gewusst, ob wir ein bestimmtes Software-Paket haben..."
"Was für eine Software ist das?"
"Ähm, sie heisst B-A-S-I-C."
*klickerdiklackerdiklick r-m b-a-s-i-c.e-x-e klickediklackediklick
klickediklackediklick klickediklackediklick *
"Sie hat nur alle Daten verloren."
"Aber..."
"Keine Sorge. Wir haben doch alles auf Backup."
"Oh, Gott sei Dank!!!"
"Auf Lochstreifen-Backup! Haben Sie einen Leser dafür? Wir nicht! Viel Spass!!!"
Ich bin so ein Hund!
Teil 3
Ihr wolltet mehr davon ??? Hier kommt noch ein Teil!!!
Mein Job ist so eine Hetze, dass ich kaum dazu komme, kurz mal ins Kino zu fahren,
bevor die Leute ihre Ausdrucke abholen kommen. Die Queue ist sowieso viel zu voll,
als dass ich alles rechtzeitig ausdrucken (und sortieren) könnte. Also kille ich
alle die kleineren Jobs bis auf zwei, und die lassen sich im Nu sortieren. Nach dem
Film (einer von diesen Endlos-Bertoluccis, wo der Held nach drei Stunden endlich in
grandiosen Visionen zugrunde geht), komme ich zurueck, um die Ausdrucke auszugeben.
Etwa fünfzig Leute warten draussen und ich habe zwei Ausdrucke. Stimmt ziemlich gut
mit meinem Durchschnitt überein. Andererseits hätte ich mehr killen sollen. Egal,
ich lasse die beiden Ausdrucke elegant auf den Tisch gleiten, drehe mich um und gehe
betont langsam zurück in meinen Glaskasten. Dabei halte ich deutlich sichtbar das
Clipboard in der Hand, das mit den grossen roten Buchstaben 'ACCOUNTS TO REMOVE' auf
der Rückseite. Keiner sagt ein Wort. Wie immer. Ich sitze wieder gemütlich im
Operator Sessel und beobachte den Überwachungs-Monitor, der zufällig mit dem
Videoplayer aus der medizinischen Optik verbunden ist (zur Reparatur hier,
geschätzter Termin der Rücklieferung irgendwann in 2017). Plötzlich klingelt das
Telefon. Das muss heute schon das zweite Mal sein, und es beginnt mir auf die Nerven
zu gehen.
"Ja?" sage ich und halte das Bild an.
"Ich hab' aus Versehen meinen Lebenslauf gelöscht", sagt die Stimme am anderen Ende.
"Tatsächlich? Wie war Ihr Username?"
Er sagt es mir. Sch...., wie langweilig.
"Ah, nein. Nicht Sie haben ihn gelöscht - ich war's."
"Was?"
"Ich hab' ihn gelöscht! Er war voll mit Sch...! In keinem einzigen Fach was Besseres
als 'ne zwei!"
"Hääh?"
"Und der Mist mit dem Austauschstudium - das war Ihre Freundin, und wir beide
wissen das!"
"Hääh??"
"Na, Ihre Studienangaben. Ich hab's nachgeprüft. Sie haben gelogen."
"Wie haben Sie ..." Es klickt deutlich hörbar. "Oh, nein. SIE sind's! Der
BASTARD OPERATOR FROM HELL!"
"Leibhaftig, am Telephon und in Ihrem Account. Es wäre wirklich besser gewesen,
nicht anzurufen, wissen Sie. Vor allem hätten Sie Ihren Usernamen lieber für
sich behalten sollen... Tja, und dann hätten Sie dem System Manager keine so böse
Mail schicken dürfen. Eine Mail, die ausdrückt, was Sie von ihm halten - in hübschen
Bildern!"
"Ich habe keine..."
"So? Haben Sie nicht? Wer kann das noch sagen heutzutage? Keine Sorge, bald wird
alles vorüber sein...."
*klickerdiklack... noch den Usernamen zurückändern ...*
"B-b-b-b", blubbert er, wie eine desynchronisierte PDP-11.
"Leben Sie wohl", sage ich überfreundlich.
"Ich denke, Sie sollten jetzt besser packen. Viel Spass beim Neubeginn."
Ich lege auf. Zwei Sekunden später läutet das rote Telefon. Es ist der Boss. Er
knurrt den Usernamen - von wem wohl? - und etwas über eine schweinische Mail. "Sie
wissen, was Sie zu tun haben..." mit den Punkten und allem.
Später, im Abrechnungscomputer der Städtischen Elektrizitätswerke, während ich die
nächste Rechnung des armen Schweins um ein paar Nullen korrigiere, wundere ich mich
wieder einmal über diesen hartnäckigen und unglaublichen Mangel an
Urteilsvermögen - welche Blödheit kosmischen Ausmasses treibt sie immer wieder
dazu, bei mir anzurufen.
Noch später, als ich im FBI Computer sein Photo von der WWW-Page in die
Gesuchtenliste kopiere (die mit dem Label 'Dringend gesucht, bewaffnet und
gefährlich, sofort schiessen'), komme ich zudem Schluss, dass ich es wohl niemals
wissen werde - aber das Leben geht weiter.
Ein paar Stunden spaeter sehe ich die GSG 9 sein Apartment umstellen, und mir wird
klar: für ein paar von uns wird es das nicht.
Aber morgen ist ein neuer Tag.
Teil 4
"Es ist Donnerstag und ich bin guter Laune. Es ist Zahltag. Ich denke, ein paar
Anrufe können nicht schaden.
Also lege ich den Hörer zurück auf die Gabel. Es läutet.
"Seit Stunden versuche ich Sie zu erreichen!" schreit eine Stimme am anderen Ende.
"Nanana, STUNDEN können's gar nicht gewesen sein", sage ich, während ich 'Blade
Runner' ins Cover zurückstecke und mir die Rückseite anschaue.
"Allenfalls 114 Minuten. Ich hatte einen langen Chat mit dem grossen Boss.
Versuchte, bessere Technik für unsere Benutzer herauszuschlagen." Eins, zwei,
drei...
"Oh, tut mir leid."
"Macht nix. Ich bin nicht nachtragend."
Ich nehme mir vor, sein Passwort in den nächsten Tagen etwas abzuändern, in etwas,
worauf er nicht so schnell kommen dürfte.
"Ähm, ich weiss nicht, wie ich ein File umbennen kann", sagt er.
Oh, Gott... Moment, es ist ja Zahltag, nicht? Also bin ich guter Laune.
"Aber klar. Tippen Sie nur 'rm' und den Filenamen."
"Vielen Dank."
"Keine Ursache."
Jetzt bin WIRKLICH guter Laune. Vielleicht sollte ich heute das
Skript fertigschreiben, das Abspeichern zu bestimmten, zufällig gewählten Zeiten
unmöglich macht. Das Telephon läutet wieder.
"Hallo?"
"Hallo, ebenfalls", sage ich.
"Ist das der Kontrollraum?"
"Aber klar doch", sage ich zuckersüß.
"Könnten Sie mir bitte meine Ausdrucke herausbringen? Ich brauche sie dringend,
und der Ausdruck müsste schon seit fünf Minuten zu Ende sein."
"Ihr Username?" frage ich. Er gibt ihn mir, und ich notiere ihn für später.
"Kein Problem. Moment.", sage ich und gehe 'rüber zu den Druckern.
Ein RIESEN Haufen von Ausdrucken liegt auf dem Boden. Und, tatsächlich, sein
Dokument liegt ganz oben auf. Ich breite es über dem Haufen aus und sprühe grosszügig
unser Spezialfleckenwasser in die Gegend. Dann fahre ich den schweren Bandwagen ein
paar Mal darüber und klemme es zum krönenden Abschluss vier, fünf Mal in die schwere
Safetüre ein, wo wir die Backup-Bänder aufbewahren sollten. Hübsch.
"Hier sind Ihre Ausdrucke", sage ich, "Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.
Wir haben ein paar kleinere Probleme mit dem Drucker."
Ein Blick und er macht sich fast in die Hose. "Oh, Gott! Kann ich es nochmal drucken?" fragt er besorgt.
"Aber klar doch", sage ich. "Aber, wie gesagt, unser Printer ist nicht besonders gut
drauf heute."
"Äh, kann ich es auf dem Laser drucken - funktioniert der?"
"Natürlich, aber das kostet eine Kleinigkeit", sage ich, Mitgefühl verströmend.
"Egal, was es kostet! Das ist hyper-dringend!"
Ich schleiche zurück in den Druckerraum und suche die Toner-Kassette, die wir für
spezielle Fälle aufbewaren - die mit den dicken schwarzen Streifen in der Mitte und
den blassen Rändern. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, bis sie so gut
funktionierte. Der Ausdruck kommt raus und ich bringe ihn sofort nach vorne.
Bloss nichts verpassen.
"W-w-w-was ist denn jetzt passiert", winselt mich der Geck an. Gut, dass ich den
Usernamen notiert habe - Geistige Folter ist vielleicht doch etwas, wofür ich mich
längerfristig begeistern könnte.
"Äh, nichts. Ich meine, klar: es ist nicht perfekt. Aber der Toner hat auch schon
47 Tausend Seiten drauf und wurde 17 mal nachgefüllt. Ich finde, es ist noch gut
gegen das, was wir sonst so bekommen."
Der Geck zahlt und beginnt zu wimmern.
"Na, kommen Sie. Kein Grund zum Heulen. Haben Sie die Arbeit auf Disketten?"
Er gibt mir eine kleine Plastikbox mit Disketten. Ich hüpfe schnell rein und lege
sie kurz auf den Lösch-Magneten. Ich gehe wieder hinaus.
"Tut mir so leid, aber mir fällt gerade ein, dass unser Lesegerät hinüber ist. Sie
müssen damit zu dem Druckerraum U am anderen Ende des Campus - kennen Sie den? -
und es dort ausdrucken. Dort sollte es klappen. Die haben gestern einen neuen Toner
bekommen."
"SUPER!"
"Gern geschehen. Und denken Sie daran: immer die Disketten hoch über den Kopf halten.
Das Erdmagnetfeld ist heute wieder extrem stark."
"Hääh???"
"Keinen langen Reden. Machen Sie's."
Er marschiert los, die Disketten hoch über dem Kopf. Manchmal hasse ich mich
selbst.
Teil 5
Es ist Freitag; also gehe ich früher zur Arbeit, sogar noch vor dem Mittagessen.
Das Telefon klingelt. Sch.... Ich blättere den Ausredenkalender um.
"Sonneneruptionen" steht da. Ok, darüber muss ich erst ein bisschen recherchieren.
Zwei Minuten später bin ich fit für den ersten Anruf.
"Hallo?" sage ich.
"WO SIND SIE GEWESEN! ICH HABE SCHON DEN GANZEN VORMITTAG ANGERUFEN UND NIEMAND GEHT
RAN!"
Ich hasse es, wenn sie mich schon am frühen Morgen anbrüllen. Es deprimiert mich
irgendwie. Sie wissen, was ich meine.
"Äh, ja. Tja, wir hatten heute morgen auch wieder extrem starke Sonnenaktivität.
Das kann böse Auswirkungen auf die Kommunikationsleitungenhaben...", sage ich
zuckersüß.
"Hääh? Aber sonst habe ich doch jeden erreicht?!"
"Tja, das ist durchaus möglich. Die Auswirkungen erhöhter Sonnenaktivität sind
ziemlich unvorhersehbar. Letzte Woche hatten wir sogar den Fall, dass ein paar
Files einfach vor den Augen ihres Besitzers verschwunden sind, während er noch
damit gearbeitet hat..."
"Wirklich?"
"Kein Sch...! Wollen Sie, dass ich Ihren Account schnell checke?"
"Äh, ja. Ich hab ein paar wichtige Dateien drin."
"Ok, wie war noch Ihr Username?"
Er sagt ihn mir. Ehrlich, eine Mücke mit einem Sprengsatz zu erledigen, ist
schwieriger. Mit einem atomaren Sprengsatz. Mit AWACS-Unterstützung. Sch....!
(Ich verzichte ab jetzt auf den klickediklackediklick Teil, ok?)
"Wieviele Dateien sind in Ihren Account?" frage ich.
"Ähm, also, etwa 20 in meiner Doktorarbeit, circa 10 mit den Daten dazu, und noch
etwa 20 für das Buch, das ich gerade herausgebe."
"Hm. Ich glaube, wir schauen erst mal, was noch zu retten ist. Also,da sind noch
zwei Files lesbar, .cshrc und .login ."
"AAAAAAAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrrrrggggggghhhhhhhh!!!!!!!"
Er schluchzt leise ins Mikrophon - mir kommen auch die Tränen!
"Was mach' ich nur?" schnüffelt er.
"Ok, haben Sie irgendwas davon auf Floppy gesichert?"
"Schon, aber die sind schon Wochen alt!"
Ich spiele mit dem Schalter des Floppy-Löschers.
"Ok", sage ich, "wie wär's, ich komme kurz rüber und lade die Backups in Ihren
Account, damit Sie pronto weiterarbeiten können?"
"Das wäre toll", wimmert er, "aber die Floppys habe ich zu Hause. Ich fürchte,
die muss ich heut' Nacht selber runterladen."
"Gut. Aber denken Sie daran, was ich vorhin gesagt habe: Sonneneruption sind Gift
für Disketten und Maschinen. Sie müssen Ihre Floppys unbedingt vor der gegenwärtigen
Sonnenaktivität schützen. Sonst verlieren Sie noch alle Daten."
"Wie mach ich das? Sie in Alufolie wickeln?"
"UM GOTTES WILLEN, NEIN! Alufolie ist das Schlimmste! Sie wissen doch was mit
Alufolie im Microwellenherd passiert, oder?!"
"Doch.."
"Dann verwenden Sie's auch nicht! Es gibt nur eine sichere Methode, Disketten
erfolgreich zu schützen..."
"Und wie?"
"MAGNETISCHE FELDER! Packen Sie Ihre Floppys in einen Kopfkissenbezug gefüllt mit
möglichst vielen Magneten. Sie können zum Beispiel die von Ihrem Kühlschrank nehmen.
Sie wissen schon, mit denen Sie ihre Zettel dort festpinnen - Solarpartikel
hassen magnetische Felder."
"Wow. Danke."
"Gern geschehen. Es ist nur mein Job..."
Sch...., ich mache Fortschritte.
|
|